Montag, 30. November 2015

So ein Saubeutel ...

Bierpanscher verurteilt! 

Es ist nicht zu fassen. Da hat doch tatsächlich jemand, hier im idyllischen Marburg an der Lahn, Bier gepanscht. Aber, man hat ihn glücklicherweise, scheinbar auf frischer Tat, ertappt und ihn seinem Richter vorgeführt. Ob diese Panscherei nur aus Unvermögen oder aus Habgier geschah, ließ sich nicht einwandfrei ermitteln. 

Das Urteil: 
3 mal 24 Stunden im Weißenturm wegen schlechten Bierbrauens bei Wasser und Brot eingekerkert.



Marburger Sippenbuch, Seite 39 - Stadtarchiv Marburg


Mir persönlich ist diese Angelegenheit etwas peinlich, da dieser Bierpanscher wahrscheinlich ein Mitglied meiner Sippe .....

Jedenfalls, ich freue mich jetzt auf meine Brotzeit.

Brotzeit im Dialog mit Weißbier

Montag, 9. November 2015

Frau Wirtin hat ...

Das historische Wirtshaus an der Lahn
Gasthof zum Schützenpfuhl



Fotopostkarte "Das historische Wirthaus an der Lahn" - "Gasthof zum Schützenpfuhl" aus den Anfängen des 20. Jahrhunderts. - Privatsammlung WOHSCH / SDS Marburg

Kennen Sie eigentlich Johannes Ulrich Columbinus?

Der mit größter Wahrsheinlichkeit aus Ullrichstein im Vogelsberg stammende Johannes Ulrich Columbinus war um ca. 1630 ein Theologiestudent der Universität Marburg.

Wie es bereits damals schon unter Studenten üblich war, hatte auch er eine Stammkneipe: Das Wirthaus an der Lahn.

Dieses lag direkt, in der Nähe einer Furt durch die Lahn, am direkten Weg in die Stadt vor den Toren Marburgs. Bereits in der Zeit ab ca. 1200 kehrten Fuhrleute, Kaufleute und später auch Wallfahrer auf dem Wege zum Grabe der Heiligen Elisabeth nach der Durchquerung des Flusses hier ein. Ebenso war es ein beliebtes Ausflugsziel der hauptsächlich männlichen Marburger Bevölkerung sowie des Landgrafen. Später, um / ab 1600, gesellten sich noch Händler, Soldaten und meist lockere Weibsbilder hinzu.

Es wird berichtet, dass der Landgraf im ausgehenden 13. Jahrhundert neben dem Wirtshaus an der Lahn einen Fischteich, seinerzeit auch Pfuhl genannt, anlegen ließ. Diesen schenkte der Landgraf später dem Marburger Schöffen Paul Schütz, der den Pfuhl von da an "Schützenpfuhl" nannte. Ein Indiz dafür ist, dass bis zum Abriss des Gebäudes um 196X unter dem sehr alten Gasthausschild "Das historische Wirtshaus an der Lahn" ein weiteres kleines Schild mit der Aufschrift "Gasthof zum Schützenpfuhl" angebracht war.

In dieser bunten Gesellschaft, zu manchen Zeiten an regen Jahrmarktstubel erinnernd, mit all den Verlockungen zum lasterhaften Leben, dachte sich dieser Student der Theologie die ersten "Wirtinnen-Verse" aus. Diese waren als ein Loblied auf die Wirtin des Gasthauses erdacht und der Text war stubenrein. Auch verstand es Johannes Ulrich Columbinus meisterhaft den Fruchtbranntwein aus seiner Heimat, dem Vogelsberg, geschickt in den Versen zu verewigen.

Mit der Zeit jedoch, oft erst zu vorgerückter Stunde in feuchtfröhlicher Runde, wurden, meist von übermütigen Kommilitionen, neue derbe Verse ersonnen. Ebenso entstand parallel dazu ein passender Bilderwettkampf.

Die neuen derben Verse flossen in das bereits bestehende Wirtinnenlied ein und bilden bis heute eine Gesamtheit.

Mittlerweile wurde das Wirtshaus an der Lahn bei der trinkfesten Stadtbevölkerung sowie den Professoren und Studenten der Universität immer beliebter. Der Ruf des Gasthauses wurde durch die dort täglich stattfindeten Trinkgelage und auch die Wirtinnen-Verse immer schlechter. Die Leitung der Universität versuchte deshalb mehrmals, allerdings vergeblich, die Schließung des Wirtshaus an der Lahn durchzusetzen.

Ferner ist bemerkenswert, dass Philipp Reclam jun. im Jahre 1890 zu Leipzig ein Kommersbuch verlegt und gedruckt hat, in welchem in der Abteilung Studentliederbuch das Lied "Frau Wirtin (Es steht ein Wirthaus an der Lahn... / Die Wirtin hat...)" enthalten ist.


Leider mag man sich in der Stadt Marburg nicht allzu gerne an Johannes Ulrich Columbinus, den Schöpfer der Wirtinnen-Verse, erinnern. Obwohl es in Marburg üblich ist, berühmte ehemalige Bewohner durch eine Hinweistafel an ihrem ehemaligen Domizil zu ehren, wurde sich bis jetzt beharrlich geweigert Johannes Ulrich Columbinus eine solche Ehrung zukommen zu lassen. Die von Johannes Ulrich Columbinus geschaffenen Wirtinnen-Verse gehören zum Deutschen Liedgut und sind weltweit bekannt...


Leider mag man sich in der Stadt Marburg nicht allzu gerne an Johannes Ulrich Columbinus, den Schöpfer der Wirtinnen-Verse, erinnern. Obwohl es in Marburg üblich ist, berühmte ehemalige Bewohner durch eine Hinweistafel an ihrem ehemaligen Domizil zu ehren, wurde sich bis jetzt beharrlich geweigert Johannes Ulrich Columbinus eine solche Ehrung zukommen zu lassen. Die von Johannes Ulrich Columbinus geschaffenen Wirtinnen-Verse gehören zum Deutschen Liedgut und sind weltweit bekannt...


Dieses Notenblatt ist für ALLE, die die schönen derben Verse einmal mit Klavierbegleitung singen möchten ...
Gemäß Wikipedia ist dieses Bild gemeinfrei.


Für all diejenigen, die mehr über das Wirthaus an der Lahn, Johannes Ulrich Columbinus und die Wirtinnen-Verse erfahren möchten wird das Buch
Horst Ebert
958 Verse von der Frau Wirtin an der Lahn
ISBN: 3898113221
EAN: 9783898113229
Libri: 9505520
Preis: 15,24 EUR
http://www.libri.de/
http://www.libri.de/shop/action/productDetails/129...
empfohlen.

Interessante, aber meist nicht jugendfreie, Internetseiten über das historische Wirthaus an der Lahn und die Wirtinnen-Verse sind unter Google auffindbar.
http://www.google.de/
Suche 1 / Suchbegriff: Frau Wirtin
Suche 2 / Suchbegriff: "Wirtshaus an der Lahn" Marburg
Suche 3 / Suchbegriff: Wirtinnenverse


Ebenso sind Einträge und entsprechende Querverweise in Wikipedia vorhanden.
http://de.wikipedia.org/wiki/Wirtinnenvers

Eine weitere interessante Internetseite ist die des Spiegel
DER SPIEGEL 21/1967 vom 15.05.1967, Seite 81
(Link erneuert am 14.09.2011)
http://www.spiegel.de/spiegel/print/d-46409437.htm...

Im Rathaus-Verlag der Stadt Marburg gibt es ein Buch von Prof. Bickert und Prof. Nail über den Schützenpfuhl.
Hans Günther Bickert und Norbert Nail: "Es stand ein Wirtshaus an der Lahn...". Der alte Gasthof zum Schützenpfuhl in Marburg. Mit einem Beitrag über "Himmelsbriefe". Marburg 2008 (Marburger Stadtschriften zur Geschichte und Kultur; 90). 

ISBN 978-3-923820-90-0